Schwäbisches Tagblatt - Montag, 15. Oktober 2018
KONZERT - Unbekanntes von bekannten Künstlern
Rottenburg. Obwohl die Jungs aus Stuttgart Bekanntes coverten, taten sie das in ganz eigenem Stil. Nimmt man nur mal ihre Version von Steve Millers Welthit "Fly Like An Eagle". Okay, in dieser Variante wäre es vermutlich kein Hit geworden. Verglichen mit der aalglatten Produktion des Originals klang es eher nach einer Demo-Aufnahme. Dabei stellt die Band mit verschlepptem Rhythmus, kleinen instrumentalen Einsprengseln und nachhallendem Wah-Wah-Sound von Gitarrist Carsten Keller die Stärken des Stücks viel klarer heraus. Kein Klopfer zum Mitgröhlen, sonder ein filigran herausgearbeiteter Rocksong.
Ein kleiner Höhepunkt war "Life Is A Bitch" von Luther Allison, den Vetinaris Groove zur Jam-Session ausbauten. Sänger Christoph Becherer griff zur Akustischen und spielte ein kleines, feines Solo, währen im Hintergrund die E-Gitarre dräute. Nicht genug damit, holte er auch eine Zugposaune hervor und begann dem eher langsamen Blues Feuer zu machen. Drummer Marek Niedzielski und Bassist Manne Schlecht bildeten zusammen eine fehlerfrei Beat-Truppe, bei der der Bass auch mal ausbüchsen und auf Solopfaden wandeln durfte. Dann griff Gitarrist Keller mit der Stratocaster ein und setzt zu einem langen, quecksilbrigen Solo an - ein Ausflug ins Psychedelische. Toll auch der Scat-Gesang Becherers, das der Gitarrist wie ein Echo nachäffte.
Bei "Big Time" von Norman Cook zeigte sich die ganze Spielfreude der Band. Man hatte immer das Gefühl, das Stück entwickle sich erst während des Spiels. Mit der lockeren Spontanität der Band gewann das Werk an Flüssigkeit und Groove. Dazu die staubtrockene Spielart des Gitarristen auf seiner Fender: Verglichen mit Keller wirken ZZ Top wie Leichtmatrosen. Konnte man direkt vergleichen, denn "Jesus Just Left Chicago" von den langbärtigen Texanern gehört zum Repertoire der Stuttgarter Band. Daraus machte sie ein echtes Gitarrenbrett, und Sänger Becherer heulte und tobte, dass es eine Art war.
Die Band spielte, wie gesagt, viele Stücke aus "der zweiten Reihe" - also eher Unbekanntes von bekannten Künstlern. Dazu gehörte auch "Hush" von Joe South, den schon Deep Purple interpretierte. Am Freitag konnte man miterleben, wie ein Beat- zum Rocksong wird. Und noch veredelte wurde durch gelungenen Chorgesang. Aber auch Kracher wie "Come Together" von den Beatles oder "You Can't Always Get What You Want" von den Stones erschienen in höchst eigenwilligen Interpretationen von Vetinaris Groove.
Insgesamt ein gelungenes Konzert einer ausgezeichneten Band. © Werner Bauknecht